Das Zehnfingersystem
Vorteile des Zehnfingersystems
Eine Tastatur mit dem Zehnfingersystem zu bedienen, bedeutet, deutlich schneller und effizienter arbeiten zu können, als Texteingaben mit weniger als zehn Fingern und wechselndem Blick zwischen Tastatur und Bildschirm zu vollziehen (umgangssprachlich „Zwei-Finger-Suchsystem“). Ein erfolgreich angewandtes Zehnfingersystem verspricht weitaus höhere Anschlagzahlen, vor allem aber eine geringere Fehlerquote. Auch lassen sich Tippfehler durch den festen Blick auf den Bildschirm sofort erkennen und ausbessern.
Es ist zwar absehbar, dass die Texteingabe über die Tastatur von Techniken wie der Spracherkennung abgelöst wird; bis diese sich aber wirklich auf dem Markt etabliert haben und vor allem auch für Spezialbereiche wie der Programmierung erfolgreich einsetzbar sind, wird das Zehnfingersystem noch lange ein anerkanntes und verbreitetes Texteingabesystem bleiben.
Erlernen des Zehnfingersystems
Um das Zehnfingersystem zu erlernen, gibt es heute zahlreiche Möglichkeiten. Die früher zur Zeit der Schreibmaschine und der ersten Computer angewandten Methoden, das Tippen nach einem mündlichen Diktat oder das sture Abtippen aus entsprechender Literatur, übernehmen heute Programme, die den Benutzer durch verschiedene Lektionen führen und beim Tippen der Texte mit visuellen Hilfestellungen unterstützen.
Eine Schwachstelle der meisten Schreibtrainer liegt aber im Aufbau der Texte, die vom Benutzer oder der Benutzerin getippt werden sollen. Sie sind vollständig statisch implementiert und ermöglichen einen Lernerfolg lediglich durch einen allgemein festgelegten Ablauf von Buchstaben-, Wort- und Satzfolgen, meist untergliedert in Lektionen. Der oder die Benutzer:in wird feststellen, dass bei Wiederholung einer Lektion exakt die gleichen Texte diktiert werden wie beim ersten Durchlauf. Die Wiederholung von Lektionen zum Erzielen eines bestimmten Lernerfolgs erscheinen schnell langweilig. Zudem werden Tippfehler, die an einer bestimmten Stelle gemacht wurden, eventuell an gleicher Stelle wiederholt statt verbessert, da ein zu langer Zeitraum zwischen der Wiederholung entstanden ist.
Wir haben mit Tipp10 versucht, diese Schwachstellen zu vermeiden und einen 10-Finger-Schreibtrainer entwickelt, dessen Diktate auf die Fehler der Benutzer:innen reagieren und individuell angepasste Texte präsentieren. Auf diese Weise kann ein schneller und langfristiger Lernerfolg erzielt werden, der zusätzlich durch Abwechslungsreichtum gefördert wird.
Geschichtlicher Hintergrund
Das uns heute bekannte Tastaturlayout wurde im Jahre 1868 von Christopher Latham Sholes für die Schreibmaschine entwickelt und wird das QWERTY-System genannt. Den Namen trägt es aufgrund der ersten sechs Tasten links oben auf der englischen Tastatur. Das deutsche System wird aufgrund einer etwas anderen Tastaturbelegung QWERTZ genannt. Die Anordnung der Tasten wurde nicht, wie man es vermuten sollte, aufgrund rein ergonomischer Gesichtspunkte festgelegt. Vor allem mechanische Aspekte spielten eine Rolle. So wollte man verhindern, dass sich die Typenhebel (Hämmerchen) der Schreibmaschine verhaken und ordnete die zuvor noch alphabetisch sortierten Tasten neu an (Quelle: https://www.zeit.de/1997/04/qwerty.txt.19970117.xml).
Mit der Einführung von Computern wurde die Tastatur dann zusätzlich um weitere Tasten wie die Funktions- und Navigationstasten sowie um einen abgetrennten Bereich für numerische Tasten erweitert.
Das Zehnfingersystem für die QWERTY-/QWERTZ-Tastatur wurde eingeführt, um jede Taste auf dem kürzesten Weg zu erreichen und damit das Schreiben zu beschleunigen und zu effektivieren. Die Daumen sind dabei, aufgrund der geringen Bewegungsfreiheit, lediglich zur Betätigung der Leertaste vorgesehen, die restlichen Finger übernehmen die übrigen Tasten.
Es existieren heute zahlreiche neu entwickelte Tastaturlayouts, wie beispielsweise das 1936 erfundene Dvorak-Tastaturlayout des Amerikaners August Dvorak oder das 2005 von „Jugend forscht“ preisgekrönte Layout namens RISTOME. Diese Systeme erlauben schnelleres und für die Gelenke gesünderes Tippen. Aufgrund der weiten Verbreitung des QWERTZ-Systems und des enormen Aufwands, der für die Einführung eines neuen Systems nötig wäre, haben sie sich bislang aber nur in kleinen Kreisen durchgesetzt.